20.06.2019

Einzelne W-LAN AccessPoints gab es auf dem Jugendzeltplatz schon seit Jahren. Insbesondere im Seminarhaus, wo Tagungen und Fortbildungen stattfinden, gab schon immer den Bedarf nach einem Internetzugang. Die Nachfrage stieg in den vergangenen Jahren jedoch kontinuierlich an. Klar, heute hat fast jeder ein Smartphone in der Tasche und nutzt internetbasierte Dienste von Email über Facebook bis Instagram. Der Online-Blog oder die eigene Lagerzeitung gehören bei großen Lagern heute zum Standardprogramm und werden gern mit den Daheimgebliebenen geteilt. Die Steuerungsgruppe für den Jugendzeltplatz diskutierte daher schon häufiger den Ausbau des W-LAN Netzes auf dem rund 2,5 Hektar großen Areal. Die Entscheidung fiel jedoch immer wieder gegen einen Ausbau, da wir mit einem gut ausgebauten W-LAN Netz auch mehr Nutzer gewonnen hätten, die gern im Internet surfen wollen und sich durch das Nadelöhr der 3 MB Anbindung die Bandbreite hätten teilen müssen. Kurz: Ein Ausbau ohne bessere Internetanbindung war sinnbefreit.

Nadelöhr DSL-Anschluss
Die Wende kam mit einem Lichtstreifen am Horizont. Die Stadt Wolfsburg hatte entschieden, das gesamte Stadtgebiet (inklusive der Randbezirke wie Almke) mit einem Glasfasernetz zu versorgen. Wenig später kam die noch bessere Nachricht, denn Almke wurde in ein Bundesförderprogramm aufgenommen und unabhängig vom allgemeinen Ausbau priorisiert umgesetzt. Bereits im Sommer 2018 sollte die Glasfaseranbindung fertig gestellt sein. Diese Gelegenheit wollten sich der Stadtjugendring als Träger des Jugendzeltplatzes nicht entgehen lassen. Es wurde also umgehend mit den Planungen begonnen. Unterstützt wurde das Team aus Almke dabei durch zwei Auszubildenden der Firma Linet-Services aus Braunschweig. Die Firma betreut den Stadtjugendring im Betrieb seiner IT-Infrastruktur und war sofort bereit, mit seinen Azubis das Projekt unentgeltlich mit Know How zu unterstützen.

Neue Kabel
Die ersten Gebäude auf dem Jugendzeltplatz wurden 1990 fertig gestellt. Eine Zeit in der eine strukturierte Netzwerkverkabelung noch nicht zum Standard gehörte. Entsprechend wurden in den Gebäuden zunächst rund 2.500 m CAT7-Netzwerkkabel verlegt und Verteiler in den Gebäuden installiert bzw. die vorhandenen Schränke erweitert. Die Vernetzung der Gebäude erfolgt über 10GB-Glasfaserkabel, die bereits bei der Verlegung von Nahwärmeleitungen auf dem Gelände mit verlegt wurden. Alle Kabel wurden in Eigenleistung durch das Team des Jugendzeltplatzes installiert, um Kosten zu sparen.

Hardware im zweiten Anlauf
Im ersten Anlauf sollte die bisherige Infrastruktur einer anderen Einrichtung genutzt werden, also ausgemusterte Geräte ein zweites Leben erhalten. Die Geräte von Netgear brachten jedoch eine Reihe von Baustellen mit sich. Die Switche kosteten uns aufgrund verschiedener Default-Vorgaben viel Zeit um sie in die gewünschte Konfiguration zu bringen. Kernproblem waren jedoch die AccessPoints, da es zum vorhandenen System keine für die Outdoor-Installation geeignete Geräte gab. Verschiedene Versuchen mit Gehäusen oder abgesetzten Antennen waren unbefriedigend. Nach einiger Diskussion haben wir uns dann entschieden, die Hardware vor dem Livebetrieb komplett auszutauschen. Im Rahmen einer Prüfung wurden Produkte von Sophos, Cisco, TP-Link und Ubiquiti im Kontext von Preis, Leistung und Usebility verglichen. Wir haben uns dann für den Einsatz der UniFi-Produktreihe von Ubiquiti entschieden. Zum Einsatz kommen UniFi AC PRO innerhalb der Gebäude und UniFi AC MESH PRO im Außenbereich, die über einen UniFi Cloud Key verwaltet werden. Schrittweise wurden auch die Switche auf UniFi Produkte mit POE umgestellt. Vorteil ist eine zentral und sehr einfach zu verwaltende Netzwerkumgebung. An dieser Stelle wurde auch entschieden „groß zu denken“ und das Freibadgelände mit in die Umsetzung aufgenommen.

VOIP: Neues Telefonsystem
Neben der Abdeckung des W-LAN Netzes war seit vielen Jahren auch die Erreichbarkeit der Mitarbeitenden auf dem großen Gelände ein Problem. Zwar gab es seit 15 Jahren ein DECT Netz auf Basis einer Siemens Hicom Telefonanlage, diese wuchs jedoch nur bedingt (an manchen Stellen mangelte es schlicht an Kabeln) mit dem Gelände mit. Es wurde daher beschlossen, die Telefonie auf dem Gelände analog zum W-Lan auszubauen. An jedem Standort, wo ein Access-Point installiert wurde, wurde auch eine neue DECT-Basisstation installiert. Als TK-System kam zunächst die Software der Wolfenbütteler Askozia zum Einsatz, welche zwischenzeitlich von 3CX aufgekauft wurden und wir entsprechend migriert sind. Als DECT-Lösung ist ein Gigaset N720 PRO im Einsatz. Da es nur wenige (sehr teure) DECT-Outdoor-Lösungen gibt, haben wir einfach die alten Outdoor-Gehäuse für die neuen DECT-Basen weiterverwendet und leicht modifiziert. Aktuell sind 14 Access-Points und 12 DECT-Basen zur Abdeckung installiert.

Störerhaftung & Jugendschutz
Auch wenn die Störerhaftung sich zu unseren Gunsten entwickelt hat, unterliegen wir als Stadtjugendring den Anforderungen des Jugendschutzes. Aufgrund der zu erwartenden Netzlasten (in Spitzen befinden sich 500 Personen auf dem Jugendzeltplatz und rund 500 Gäste im Freibad) haben wir uns entschieden, einen separaten Content-Filter zu installieren und den Datenverkehr nicht über den zentralen Filter für Jugendeinrichtungen in der Geschäftsstelle zu schicken. Entsprechend wurde eine Sophos UTM (SG115) installiert, welche die V-Lan´s, DHCP-, DNS-Dienste und den Content-Filter zur Verfügung stellt.

Warten auf Tag X
Wie bereits beschrieben, sollte der Anschluss an das Glasfasernetz zum Sommer 2018 erfolgen. Der Frust über die weiteren Verschiebungen war groß, doch seit dem 14. Juni 2019 sind wir nun am Netz. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Das Netz läuft vollkommen stabil und zufriedenstellend.


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